Doppelte Power. Doppeltes Drama.
Die Speedworld in Pachfurth bei Bruck/Leitha hat einen Ruf. Nicht nur, weil hier Motorsport-Junkies voll auf ihre Kosten kommen – sondern auch, weil sich hier (so munkelt man im Fahrerlager) die schwierigste Schikane Europas versteckt. Wer sie nicht meistert, landet schneller im Gemüse, als ihm lieb ist. Aber der Reihe nach.
Erstmals in 2025 ging MOKADAMO mit zwei Teams bei den Austrian Outdoor Masters (AOM) an den Start – mit dem Stammteam MOKADAMO RT 21 und dem Schwesterteam MOKADAMO RT 31. Aber nicht nur wir haben aufgestockt. Auch andere Teams kamen hinzu, sodass am Ende beim vierten Saisonrennen rekordverdächtige 38 Teams am Start waren. Der Veranstalter Martin Müllner und sein Team von kd2000 bzw. Kart Division haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um zusätzliche Karts und Motoren zur Verfügung zu stellen. Danke an dieser Stelle an die ganze Crew!
Zu unseren Stammfahrern Tobias Koini und Nikolas Jeitler gesellten sich der bereits am Slovakiaring angetretene Michael „Merzi“ Merzinger und drei neue Fahrer: Alexander „Andreas“ Röck, Michael Zallinger und Sandro Fortin. Tobias Koini und Michael „Merzi“ Merzinger kannten die Strecke und die Karts, Nikolas Jeitler die Karts, Alex Röck die Strecke – und Sandro Fortin sowie Michael Zallinger waren – nun ja – einfach Rookies, was Track und Boliden anbelangte.
Um die Gewichtsklassen abzudecken, entschieden wir uns kurzfristig, den erfahrenen Michael Merzinger mit Sandro Fortin und Michael Zallinger im MKDM RT 31 antreten zu lassen. Alexander Röck komplettierte MKDM RT 21.
Training und Qualifying
Ohne Trackwalk hinein ins Vergnügen – oder der Vorteil, dass Tobias Koini die Rennstrecke wie seine Westentasche kennt. Obwohl drei unserer Fahrer noch nie auf diesem Kurs unterwegs waren, konnte uns Tobias Koini jeden Turn, jede Unregelmäßigkeit wie Senken und Kuppen und jeden Curb und dessen Auswirkungen so anschaulich beschreiben, dass (fast) keine Fragen offenblieben. Zitat: „Bei der Autobahnschikane hat der erste Curb einen schwarzen Fleck. Dort drüber und dann am linken Kurb mit den linken Rädern einhängen. Dann geht die Kurve voll easy.“ Voll easy.
Bepackt mit Wissen stürzte sich Nikolas Jeitler ins Training. Eine Sighting Lap und schon ging es mit Vollgas hinein ins Vergnügen. Erste Kurvenkombination bis Turn 3 – voll easy. Kurze Gerade – voll easy. Autobahnschikane, schwarzer Fleck am Curb, wie gelernt mit Vollgas drüber und voll… in die Botanik. Anscheinend ist auch der Winkel entscheidend. Aber zu unseren mathematischen Problemen kommen wir später. Den anderen Fahrern erging es etwas besser. Vor allem dank der Erkenntnis, dass die Autobahnschikane auch „normal“ durchfahren werden kann.
Das Qualifying bestritten die Leichtgewichte beider Teams. Tobias Koini qualifizierte MKDM RT 21 auf Platz 24 und Sandro Fortin stellte unser Kart mit der Nummer 31 auf den sensationellen 8(!) Platz. Zur Erinnerung: Unbekanntes Kart. Unbekannte Strecke.
Das Endurance Rennen
MOKADAMO RT 21
Das Rennen hatte keine besonderen Vorkommnisse. Außer, dass wir jene Plätze, die wir erst gewonnen, später wieder verloren haben. Außer, dass das Mähen der Wiese zu einer unserer Spezialaufgaben wurde. Außer, dass wir gleich drei(!) Stop & Go Strafen wegen Untergewichts abbüßen durften (ja! Mathe!) und damit rund 3 Runden und gefühlt 100 Plätze von 38 verloren. Außer, dass Tobias Koini aufgrund einer Rippenblessur nur unter Schmerzen 2 Stints fahren und den dritten Stint auslassen musste. Außer, dass Nikolas Jeitler einen kapitalen Ausritt bei der Autobahnschikane hatte, auf der Strecke zum Stehen kam, das halbe Feld mit Highspeed auf ihn zuraste und einige nur mit großer Mühe ausweichen konnten (beten macht doch Sinn) - er im letzten Stint aber Platz um Platz wieder gut machte. Außer, dass Alex Röck grandiose Überholmanöver setzte, sich harte Zweikämpfe lieferte, das Kart hart am Limit bewegte, die Belohnung aber leider ausblieb, weil wir ja statt Sekunden ganze Runden aufholen mussten.
So blieb am Ende des Tages der 28. Gesamtrang. Oder anders ausgedrückt: Wir konnten ein Viertel des Feldes hinter uns lassen.
MOKADAMO RT 31
Das neue Team machte es besser. Sandro Fortin knallte mit einer 53:868 eine der besten Rundenzeiten des gesamten Teilnehmerfelds raus (nur sechs Teams waren um ein paar Hundertstelsekunden schneller), geriet später aber in unschöne Zweikämpfe. Auch die Kombination aus Rookie-Dasein und leistungsschwächeren Karts war nicht optimal im Ergebnis. Michael Zallinger kämpfte unaufhaltsam und schwerstens motiviert wie ein Löwe (mit der Strecke, mit dem Kart, mit der Kondition und mit vielen erfahrenen AOM Fahrern) und Michael Merzinger brachte seine gewohnte sehr gute Leistung auf den Asphalt.
Im Großen und Ganzen war es aber ein sehr erfolgreiches Debüt. Allein schon deshalb, weil sich das MKDM RT 31 am Ende auf dem 21. Gesamtrang wiederfand. Ganze 7 Plätze vor dem Stammteam!
Die Sprintrennen
Das Bangen begann schon am Vorabend. Der Wetterbericht sagte „Spaßwetter“ voraus. Wobei „Spaß“ reine Definitionssache ist. Nicht alle von uns sind so erfahrene und gute Regenracer wie Tobias Koini oder Sandro Fortin, die bei widrigen Verhältnissen Höchstleistungen auffahren. Drum hielt sich für den Großteil der Teammitglieder die Vorfreude in Grenzen.
Am Morgen des Rennens war die Strecke feucht und die Idealinie ein Eislaufplatz. Warum wir das wissen? Weil wir nun endlich einen Trackwalk machten. Mit wem? Mit einem der besten Fahrer der AOM. Florian Sterz von den NV Youngsters ist mit uns eine Runde gegangen und hat uns in die Geheimnisse der Regenline auf seiner Heimstrecke eingeweiht. An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass das nicht selbstverständlich ist. Immerhin sind wir ja doch Konkurrenten - irgendwie. Wir hinten im Feld, Florian Sterz mit seinem Team wesentlich weiter vorne. Aber trotzdem. Ein großes Danke an dieser Stelle!
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Nikolas Jeitler (#21) und Michael Merzinger (#31) starteten noch vor den Kirchenglocken ins erste Qualifying. Und waren überrascht. Um herauszufinden, wie hoch das Griplevel ist, stellte sich beim ersten Bremstest heraus, dass die Strecke binnen 30 Minuten von Eislaufplatz zu „das pickt wie Kaugummi“ mutierte – lautes Aufatmen unter dem Helm.
Hier die Highlights im Überblick:
Im Sprint 1 qualifizierte sich Nikolas Jeitler auf P10. Er kämpfte lange Zeit um P8. Bis zu seinem Eigenfehler in der berühmt-berüchtigten Autobahnschikane (wieder dieser Anfahrtswinkel). Zack P20. In den nächsten 4 Runden konnte er sich wieder auf P10 vorkämpfen, wurde danach aber zweimal in die Wiese gedrückt. In Summe machte er über 20 Überholmanöver und wurde am Ende nur mit… oha. P34(?) belohnt. Da scheint es wohl eine sehr hohe Strafe gegeben zu haben. Wofür auch immer. Wir vermuten… einfach einmal nichts. Ursprünglich fuhr er nämlich dank seiner Aufholjagd in die Top 20.
Aber wo Schatten ist, ist auch Licht. Nikolas Jeitler beendete seinen 2. Sprint auf dem vierten Platz und Tobias Koini startete seinen zweiten Sprint von der Pole-Position und landete am Ende auf dem fünften Platz (leider ließen seine Rippenschmerzen keine harten Zweikämpfe zu). Ein Podium wäre definitiv in Reichweite gewesen.
Alexander Röck schaffte es bei seinem ersten Antritt bei der AOM auf einen 13. Rang. Das muss ihm erstmal jemand nachmachen. Chapeau! Sandro Fortin lieferte sich in einem Rennen einen packenden Positionskampf von der ersten bis zur letzten Runde und setzte sich in der finalen Kurve durch. Michael Zallinger saß seit einer gefühlten Ewigkeit erstmals wieder im Kart. Dafür war seine Leistung außerordentlich und vor allem konstant solide. Zum Unglück mit ein paar Karts kam bei Michael Merzinger auch noch Pech mit Verkehr und unglücklichen Überholmanövern hinzu. Er ist wesentlich besser, als es die Ergebnisse vermuten lassen. Beim nächsten Rennen wird er uns wieder zeigen, wo der Goldi das Benzin herholt.
Ziel und Fazit
Mit zwei Top-5-Platzierungen in den Sprints haben wir unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Wir grooven uns schön langsam ein und finden zu konstanter Pace. Gerade in der ersten Saison steht viel Neues (Strecken, Karts, Wetter, Abläufe, Mathematik, etc.) auf dem Programm. Auch das muss erst gelernt und verinnerlicht werden. Deshalb sind wir mit allen Fahrern sehr zufrieden.
Insbesondere das Commitment jedes einzelnen, das Teamwork, der Zusammenhalt, die Unaufgeregtheit (sollte mal ein Stint nicht optimal gelaufen sein) und die Freundschaft unter den Teammitgliedern ist das Schönste an so einem Rennwochenende. Das Rennergebnis ist Kosmetik. Danke Michael „Merzi“ Merzinger für das Zitat des Wochenendes: „We are family“. Und das kann jeder an der Boxenmauer sehen: Wir sind unsere eigene Fanbase.
Mit Michael Zallinger, Alexander „Andreas“ Röck und Sandro Fortin ist das MOKADAMO Racing Team weiter gewachsen. Und wir wollen euch nicht mehr missen!
Das nächste Rennen ist das Saisonfinale der AOM und findet auf unserer Heimstrecke in Kalsdorf (Styria Karting) statt. Harry Stütz, der in Bruck aus privaten Gründen leider gefehlt hat, wird wieder zu uns stoßen. Unser Starfahrer Tobias Koini ist auf Grund seiner Rippenverletzung leider fraglich.
In eigener Sache
Ronny (Anm.: von motorSportaktiv), du bist der Wahnsinn! Danke für deine Zeit, dein Engagement und deine Unterstützung. Obwohl auf eurem Kart eine andere Nummer klebt, zählen wir euch zu unserer MOKADAMO-Großfamilie. „Intense racing on track but intense friendship in the paddock“.
Austrian Outdoor Masters
Speedworld | 12. – 14. September 2025
9 Stunden + 3x 3 Sprints
https://www.kd2000.at/aom
MOKADAMO #21 Fahrer
- Tobias Koini | AUT | Leicht
- Nikolas Jeitler | AUT | Mittel
- Alexander Röck | AUT | Schwer
Platzierungen im Sprint
- Sprint 1, 4 & 7 | Mittel | Nikolas Jeitler | P34 (Zeitstrafe), P4, P21 (Kartpech)
- Sprint 2, 5 & 8 | Schwer | Alexander Röck | P22, P37 (Unfall), P13
- Sprint 3, 6, & 9 | Leicht | Tobias Koini | P26 (Kartpech), P5, P21
MOKADAMO #31 Fahrer
- Sandro Fortin | AUT | Leicht
- Michael Merzinger | AUT | Mittel
- Michael Zallinger | AUT | Schwer
Platzierungen im Sprint
- Sprint 1, 4 & 7 | Mittel | Michael Merzinger | P35 (Kartpech), P18, P27
- Sprint 2, 5 & 8 | Schwer | Michael Zallinger | P38 (Unfall), P26, P28
- Sprint 3, 6, & 9 | Leicht | Sandro Fortin | P17, P19, P30
Share:
Runde 3 - AOM | Slovakiaring